Sage

Eine alte Sage erzählt, dass im 16. Jahrhundert die Bauern einer schrecklichen Hexe ausgeliefert waren. Bei jeder Gelegenheit hatte sie ihre Hände im Spiel; in Haus und Stall oder gar auf der Jagd, der besten Einnahmequelle der damaligen Zeit. Mit besonderer Vorliebe quälte sie die Jäger im Dürrbachtobel und jagte ihnen immer wieder jede sicher scheinende Beute ab.

Die Hexe war überaus hässlich und voll Runzeln. das kräftige und spitzige Kinn verriet ihre Energie und Boshaftigkeit. Sie hinkte, und in ihrem Mund fehlten auch die langen, spitzen gelben Zähne nicht, dieses typische Merkmal jeder richtigen Hexe. Sie hauste in einer Höhle am Unterlauf des Dürrbaches, war aber meistens unterwegs. Mit unglaublicher Geschwindigkeit flog sie in Lumpen gehüllt auf einem dicken, dürren Ast umher und belästigte immer wieder von neuem ihre geplagten Opfer. Jedes Lebewesen, das sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, wurde von ihr umgebracht. Von der kleinen Maus bis zum grossen Bären, vom zarten Fink bis zum starken Adler zitterten alle vor dem Ungetüm. Da die Hexe stets klein und gebückt auf die Lauer ging, verstand sie es durch Zauberei, sich in eine gewaltige Hexe zu verwandeln, so dass sich jeder hütete, mit dem Ungeheuer den Kampf aufzunehem.

So trieb sie ihr böses Spiel bis zur dunklen kalten Winternacht vom 26./27. Jänner 1578. Gegen 20 kräftige Männer überraschten sie gegen Mitternacht mit viel List in ihrer Höhle. Mit einem zielsicheren Wurf mit der Steinschleuder wurden ihr im schlaf die Zauberzähne eingeschlagen, bevor sie ihre Zaubersprüche sprechen konnte. Hätte die Hexe diese Vorhaben geahnt, so hätten diese tapferen Männer ihren Wagemut sicher mit ihrem Leben bezahlt. So wurde sie endgültig erledigt und in das grausige Dürrbachtobel unterhalb des Stockberges verbannt.

Nur noch ab und zu macht sich die Alte bemerkbar, wenn sie bei schweren Gewittern im Hochsommer auf ihrem Stecken durch das unheimliche Tobel reitet. So werden dem schäumenden Wildbach Geröll und Schuttmassen zum Transport mitgegeben, was die Bewohner von Schübelbach immer wieder von neuem an die dunkle Vergangenheit erinnert.